Ein geistiges Denkmal für die Verstorbenen, der Totensonntag und Allerseelen

1. November 2021 – 

„Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht im Herzen seiner Mitmenschen.“ Dieser Satz des Theologen Albert Schweitzer besitzt in dieser Jahreszeit mehr
Aussagekraft denn je. Denn mit der anstehenden Adventszeit begehen Christen und Katholiken traditionell am letzten Sonntag vor dem ersten Advent den Totensonntag.

Ein kirchlicher Feiertag, an dem sich die Welt – zumindest gefühlt – eine Nuance langsamer dreht als sonst. Während Hektik und Stress den Alltag der Menschen zu verschlingen drohen, soll dieser
Tag ein Gedenktag zur Besinnung an die Verstorbenen sein, an dem man sich die Zeit und Ruhe für diese Erinnerungen nimmt.
Ein Tag, an dem die Menschen ihrer verschiedenen Lieben gedenken und in Erinnerungen schwelgen dürfen.
Dabei ist es nicht nur die kirchliche Tradition, die uns zum Innehalten animiert. Der Trost, den wir verspüren, wenn wir an unsere verstorbenen Freunde, Ehepartner oder Familienangehörigen
denken, ist Balsam für die unruhige Seele.

Einsamkeit zum Trauern ist ein seltener Luxus
Dieser Tag dient dabei den Hinterbliebenen, um ihre Andenken an geliebte Personen aufrecht zu erhalten. In einer Gesellschaft, in der trauern nicht selten als Schwäche angesehen wird, ist es eine
erlösende Freiheit für viele, allein mit ihren Gedanken an ihre Verschiedenen zu sein. In vollkommener Ruhe, inmitten der Natur, nochmals Zeit – wenn auch nur im Gedenken – mit seinen Liebsten zu verbringen, ist ein Luxus, den man anderorts kaum noch findet.

Dabei wird an diesen Gedenktagen besonders deutlich, dass sich viele Menschen von traditionellen Begräbnissen abwenden und die Nachfrage nach individuell gestalteten Bestattungsformen zunimmt. Eine letzte Ruhestätte in der freien Natur ist immer häufiger der Wunsch – insbesondere der jüngeren Generation. Der Gedanke daran, komplett in den Kreislauf des Lebens integriert zu werden, scheint mehr und mehr Menschen Sicherheit und Befriedigung zu bringen. Dort begraben zu sein, wo man selbst zu Lebzeiten wandelte – im Einklang mit der Umwelt – bringt den Menschen Seelenfrieden.

Und so scheint Albert Schweizer mit seiner Aussage Recht zu behalten. Es braucht nicht den größten Grabstein oder eine pompöse Beerdigung – manchmal reicht ein einfacher Baum. Denn was den Menschen wahrlich unsterblich macht, ist die Erinnerung an ihn in den Herzen seiner Mitmenschen. Besonders am Totensonntag wird dies so deutlich, wie sonst kaum im Jahr.